Zur Aufteilung von Webseiten werden seit Jahren gerne sogenannte Framesets genutzt. Diese vereinfachen die Handhabung einer Webseite aus redaktioneller Sicht, erschweren jedoch gleichzeitig die Gestaltung wie auch die Indizierung durch Suchmaschinen. Aus heutiger Sicht sind Framesets veraltet - doch wieso werden sie immernoch eingesetzt?! Auf welche Hürden trifft man bei ihrer Verwendung?!
Erstmals eingesetzt wurden Framesets mit der Einführung des Netscape Navigator 2.0 im Jahr 1996. Andere damals existierende Browser wie der Internet Explorer 3.0 unterstützten diese Technik recht schnell, wodurch sich damalige Webmaster einer gewissen Vereinfachung ihrer Arbeit erfreuten. Das für die Standardiesierung im Internet zuständige W3C ließ diese Entwicklung in ihren Regeln für HTML 4.0 (1997) einfließen. Allerdings entsprechen die vom W3C festgelegten Codes für Framesets nicht denen wie sie von allen (auch heutigen) Browsern umgesetzt werden. Es konnte sich somit trotz Standard-Vorgaben kein allgemeingültiger Standard durchsetzen.
Ein einfacher Code für ein Frameset mit 2 HTML-Seiten könnte z.B. so aussehen:
Auf dieser Seite hätte man somit ein Frameset, welches 2 Seiten beinhaltet. Die Datei menu.html erhält dabei 25% des Platzes im Viewport des Browserfensters. Die Datei seite1.html würde vermutlich den eigentlichen Inhalt enthalten.
Beispiele für Frame-basierte Webseiten:
Webmaster müssen bei händisch erstellten HTML-Dateien nicht alle HTML-Seiten einer Webseite manuell anpassen, wenn es eine Änderung im Menü gibt. Sie brauchten nur eine zentrale Menü-HTML-Datei austauschen und schon ist das Menü auf allen HTML-Seiten geändert. Gleiches gilt auch für andere, zentrale Darstellungen einer Webseite.
Dadurch, dass immer nur ein Frame bei einem Klick auf einen Link neugeladen werden muss, verringert sich auch die übertragene Datenmenge. Ein Besucher könnte die Seiten schneller betrachten.
Kurz und knapp:
Bereits kurz nach der Erfindung von Framesets durch Netscape fanden sich die ersten Nachteile. Z.B. kann man Unterseiten einer Webseite, die mit einem Frameset dargestellt wird, nicht direkt adressieren. Ist z.B. seite1.html innerhalb einer Frameset-Definition der Seite frame.html können Links auf die Webseite nur auf frame.html führen. Beim Aufruf von seite1.html würde die Webseite ohne Menü oder Kopfbereich angezeigt werden. Ein riesen Nachteil, auch für die heutigen Suchmaschinen, den man selbst mit diversen JavaScript-Funktionen die ein Frameset nachladen nicht umgehen kann.
Suchmaschinen suchen nicht nach Frameset-Konstrukten sondern nach einzelnen HTML-Dateien. D.h. die Seite seite1.html würde bei einer Suchmaschine wie Google leicht auffindbar sein. Das darumliegende Frameset wäre - da es aus Suchmaschinensicht keine brauchbaren Inhalte enthält - für die Suchmaschine ohne Bedeutung.
In der heutigen Zeit surfen viele Nutzer mit unterschiedlichsten Endgeräten und somit unterschiedlichen Auflösungen im Web. Ein PDA oder Mobiltelefon würde bei der Darstellung eines Framesets im eigenen Browser scheitern, da es einfach nicht genügend Platz auf dem Bildschirm zur Verfügung hätte.
Relativ umstritten ist der Einsatz von Framesets um externe Webseiten in die eigene Webseite einzubinden. Hier gibt es verschiedene Urteile unterschiedlicher Gerichte. Diese Art der Anwendung sollte also am Besten gleich unterlassen werden.
Ein weiterer großer Nachteil ist die eingeschränkte Skalierbarkeit und Designfreiheit. Ein Frameset kann nicht als Grundlage einer modernen Webseite dienen. Dafür stören schlicht und einfach die vielen Barrieren die ein Frameset für die Gestaltung darstellt.
Barrierefreiheit ist ein weiteres wichtiges Thema im heutigen Internet. Ziel ist es die Barrieren abzubauen an denen z.B. behinderte Mitmenschen beim Lesen von Webseiten scheitern. Ein Frameset stellt eine solche Barriere dar. Ein Frameset kann von einem Screenreader (Vorleseprogramm) nicht sauber eingelesen werden. Ein Besucher müsste sich selbst beim Zuhören ein Bild der Webseite im Kopf erstellen und auf Grundlage dessen Navigieren - für viele eine zu große Hürde. Die Rechtsverordnung BITV der Bundesregierung legt hierfür Richtlinien fest die den Eigenschaften von Frames widersprechen. Im Sinne der Barrierefreiheit muss man somit auf Frames verzichten.
Kurz und knapp:
Framesets sollten heutzutage nur im nicht-öffentlichen Web eingesetzt. Dort wo keine Suchmaschine hin kommt und die Gestaltung auch eine untergeordnete Rolle spielt. Beispiele wären z.B. der Adminbereich einer Webseite oder eine Intranet-Webseite zur Unternehmensverwaltung. Bekannte Beispiele wären das Tool PHPMyAdmin zur Verwaltung von MySQL-Datenbanken sowie das Serveradministrations-Tool Webmin.
Riesen Ausnahme: auch eine sehr einfach gehaltene Webseite die einfach durch ihre sehr hohe Bekanntheit auftrumpft (z.B. durch Fernsehwerbung), könnte auf einem Frameset aufbauen. Hier würde eine Suchmaschinenoptimierung kaum eine Rolle spielen, höchstens die Gestaltung.
Eine Webseite ohne Frames lässt sich heute sehr einfach per CSS gestalten. Durch die Breite Unterstützung dieser Stylesheets durch die Browser hat man viel mehr Möglichkeiten in der Gestaltung wie auch bei der Navigation. So kann man eine Webseite auch gezielt für bestimmte Endgeräte anpassen (Stichwort: handheld-CSS-Datei).
Das Handling der einzelnen HTML-Seiten für den Webmaster lässt sich dank Content-Management-Systemen wie VIO.Matrix deutlich vereinfachen. Im einfachsten Fall (ohne CMS) wird eine Datei, die die Menüstruktur enthält, über die PHP-Funktion include() in die Webseite eingefügt.
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